Die Geschichte der Brustvergrösserung ist eine spannende Reise durch medizinische Irrtümer, Durchbrüche und Innovationen. Was heute als sicherer Routineeingriff gilt, begann einst mit gefährlichen Experimenten...
Die Anfänge – gefährliche Materialien und schwere Komplikationen
Bereits im 19. Jahrhundert versuchten Ärzte, amputierte Brüste zu rekonstruieren – zunächst mit körpereigenem Fett, das jedoch schnell vom Körper wieder abgebaut wurde.
In den folgenden Jahrzehnten wurden riskante Materialien wie
Bienenwachs
Rinderknorpel
Lanolin
Glaskugeln
Flüssiges Silikon
verwendet. Diese Substanzen führten häufig zu Entzündungen, Gewebeverklumpungen und sogar vollständigem Brustverlust – ein medizinisches Risiko mit katastrophalen Folgen.

Der Durchbruch: Die Erfindung des Silikonimplantats
Im Jahr 1961 entwickelten die Chirurgen Frank Gerow und Thomas Cronin das erste Silikonimplantat, inspiriert von Bluttransfusionsbeuteln. Die erste erfolgreiche Brustvergrößerung mit Silikon fand 1962 statt. Bald darauf folgten in Frankreich die ersten kochsalzgefüllten Implantate.
Diese Implantate wurden über dem Brustmuskel eingesetzt und waren ein Meilenstein in der ästhetischen Chirurgie.

Die Krise der 1990er-Jahre – Implantat-Sicherheit im Fokus
In den 1980er- und 1990er-Jahren verbesserten sich die Implantatformen und die Hüllenstabilität. Gleichzeitig mehrten sich aber Berichte über gesundheitliche Beschwerden. Frauen berichteten über mögliche Autoimmunreaktionen, ausgelöst durch auslaufendes Silikongel. Die FDA reagierte 1992 mit einem Verbot von Silikonimplantaten in den USA. Die Ursache:
Produktionsfehler
Fehlende Langzeitstudien
Hunderte Patientinnen verklagten die Hersteller, allen voran Dow Corning.
Rückkehr der Silikonimplantate und Entwicklung der Eigenfett-Methode
Die Entwicklung in der ästhetischen und rekonstruktiven Brustchirurgie hat in den letzten zwei Jahrzehnten bedeutende Fortschritte gemacht.
2006: Die Rückkehr der Silikonimplantate auf den US-Markt nach umfangreichen klinischen Studien und Neubewertung durch die FDA.
Europa: Die strenge CE-Kennzeichnungspflicht wurden für die Medizinprodukte, sowohl als auch für die Brustimplantate im Jahr 1998 zugelassen und etabliert.
Die europäische Zulassung stellt sicher, dass Implantate sowohl biokompatibel als auch auf Langlebigkeit geprüft sind – ein entscheidender Faktor für Patientinnen und behandelnden Ärzten / Ärztinnen.
Die Rückkehr des Eigenfetts: Natürlichkeit im Fokus
Parallel zur Implantat-Technologie gewann die Brustvergrößerung mit Eigenfett (Lipofilling) zunehmend an Bedeutung. Anfangs kritisch betrachtet (Fragen zur sterilen Aufbereitung, Zellviabilität, Langzeitstabilität), ermöglicht moderne Medizintechnik seit 2009 eine sichere, standardisierte Aufbereitung von Eigenfett aus Bauch oder Oberschenkeln. Zertifizierte Fettaufbereitungssysteme mit geschlossenem Kreislauf sind heute fester Bestandteil der ästhetischen Chirurgie.
Die moderne Kombination: Silikonimplantat & Eigenfett
Viele plastische Chirurgen setzen inzwischen auf die Hybrid-Methode:
Silikonimplantat als stabiles Volumengerüst
Eigenfett-Aufspritzung (oberer Pol, Dekolleté) für weichere Übergänge, natürlichere Haptik und optimierte Beweglichkeit
Diese Technik – oft „Hybrid-Brustvergrößerung“ genannt – bietet ästhetische und rekonstruktive Vorteile (z. B. nach Krebs). Patientinnen profitieren von einem natürlicher wirkenden Ergebnis, geringeren Narben und zusätzlicher Körperkonturierung durch die Fettabsaugung.